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Weltautismustag - Wo bleibt die Inklusion für Frauen



Gestern war Weltautismustag. Es wurden fleißig Artikel und Aufklärungsposts geteilt: "Unterstützt Autism Speaks nicht, die wollen Autismus auslöschen", das scheint mittlerweile wichtiger zu sein, als die missbräuchlichen ABA-Therapien, die Autism Speaks unterstützt oder die mangelhafte Unterstützung erwachsener AutistInnen, die bei den Einnahmen der Organisation locker drin wären. Kein Wunder, denn Autismus ist ja längst nur noch eine Identität von vielen und kein ernstzunehmendes Störungsbild, bei dem auch hochfunktionale Betroffene ernsthaft auf Hilfe angewiesen sind. Die Lösung für das nicht ernst genommen werden soll jetzt das Abschaffen der Funktionslabel sein, denn die sind Schuld daran dass hochfunktionale Betroffene nicht ernst genommen werden, nicht neoliberale Identitätspolitik, die aus einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung "eine andere Art zu sein" gemacht hat. Die Hand voll Betroffener, die mit "den Behinderten" nicht in eine Schublade gesteckt werden wollen, können sich jetzt freuen. Alle anderen leiden darunter. Vor allem die weiblichen Autistinnen die froh sein können dass die Störung bei ihnen überhaupt anerkannt wird, selbst wenn es erst im Erwachsenenalter passiert, weshalb sie wahrscheinlich schon eine Hand voll Volgeerkrankungen und dazu noch eine Liste an Fehldiagnosen sammeln durften. Zum Beispiel tönt es überall "auch Autisten sind trans", wer sich mit dem Thema "detrans" auseinandersetzt, weiß wie sehr gleichzeitig die Geschichten autistischer Frauen ignoriert werden, die eine Geschlechtsumwandlung bereuen, weil ihre tatsächlichen Probleme dadurch nicht gelöst wurden. Als Frau mit Autismus passt man oft nicht in das Frauenbild das die Gesellschaft von einem erwartet. Fachpersonal erklärt einen bei einer fehlenden Diagnose für persönlichkeitsgestört und der Queerfeminismus vermittelt einem dass man eigentlich gar keine Frau ist sondern ein Mann im falschen Körper oder irgendwas dazwischen. Gleichzeitig hat eine Frau bzw ein Mädchen ohne Autismus Diagnose keinen Anspruch auf Inklusion. Das bringt Probleme in der Schule, nicht jede Betroffene erreicht dadurch die Leistung die sie eigentlich erbringen könnte oder bekommt überhaupt einen Schulabschluss, die Chancen auf Mobbing und Missbrauch sind höher als bei anderen Mädchen im selben Alter. Im Erwachsenenalter leben sie oft unter der Armutsgrenze, sind arbeitslos und dadurch extra vulnerable um in gewalttätige Beziehungen oder gar in die Prostitution zu gelangen. Der neoliberale Feminismus glorifiziert das dann als "Sexarbeit" und ermutigt diese Frauen auch noch dazu, ihren Körper zu verkaufen. Wenn eine solche Frau dann endlich ihre Autismus Diagnose hat, gibt es nur wenige Therapieangebote für Erwachsene, egal ob es nun um den Autismus an sich geht oder die Therapie von Volgeerkrankungen wie Depressionen, Ängste, Traumastörungen, bei denen auf den Autismus Rücksicht genommen werden muss. Während autistische Frauen so am Rande der Gesellschaft verweilen, erklären autistische Männer, die seit frühester Kindheit Unterstützung hatten ihren Autismus zu einer besonderen Identität. Sie haben ja gelernt damit umzugehen. Und selbst wenn das nicht genug wäre, ist selbst das Frausein mittlerweile zur Identität geworden, was es vielen autistischen Frauen unmöglich macht ihre Benachteiligung überhaupt zu benennen oder zu begreifen. Wo bleibt die seriöse Aufklärung, wo bleibt die Inklusion? Es ist bitter nötig!


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